Werner erzählt seine Geschichte...

„Geboren bin ich am 20.08.1950 in Anselfingen bei Engen und bereits mit 12 Jahren war ich Besitzer einer 125er DKW, die ein Geschenk vom damaligen Nachbarn war. Mit 14 Jahren besaß ich eine Rixe mit 125 cc, dieses Moped bekam ich ebenfalls von meinem Nachbarn geschenkt. An diesem Fahrzeug unternahm ich meine ersten Tuning-Versuche, die jedoch anfangs voll in die Hose gingen: Kolbenklemmer und andere unschöne Sachen waren die Regel. Obwohl ich schon damals eine besondere Liebe für Zweiräder entwickelte, machte ich zu dieser Zeit auf anraten meiner Eltern hin irrtümlich eine Maurerlehre. Mit 18 Jahren war ich dann Besitzer einer DKW RT 250. Diese Maschine fuhr ich jedoch nicht lange, denn die Zeit der „Mäxe“ war angebrochen. Eine NSU Max stellte zur damaligen Zeit das reinste Tuning-Paradies dar. Nach etwa 4 Mäxen kaufte ich dann erstmals eine Ducati, eine Einzylinder 250 Mach I. Das war dann schon ein richtig schnelles Motorrad. Schon damals gab es dafür richtige Renn-Nockenwellen zu kaufen, ein Megaphon zum Fahren auf der Straße war auch erhältlich, die tolle Akustik kann man sich heute schön vorstellen. Diese Lautstärke war zur damaligen Zeit noch möglich, es war eine tolle Zeit! Später wurde ich dann noch Besitzer einer Yamaha TD 250 mit Zeitaktmotor, die dann nach diversen Tuning-Maßnahmen ging wie eine Rakete, jedoch nie für lange Zeit. Danach hatte ich mich für einige Jahre den Engländerinnen verschworen, besonders der Marke Norton. Die Mach I hatte ich damals zur Seite gestellt, bis sie dann 1985 verkauft wurde. Mit der Norton ging es dann erst richtig los. Da wurde geschraubt, getunt, gefahren und wieder geschraubt. Nebenbei habe ich einen guten Freund kennen gelernt, der den Engländerinnen das Laufen beigebracht hat. Er wurde damals nur „James“ genannt (Norton Wolfgang), von ihm habe ich damals alles gelernt, was man über Motorräder und Tuning wissen muß. Nach einigen Norton-Jahren stand dann wieder eine Ducati im Haus, eine 900 SS Königswelle, auf die ich anfänglich sehr stolz war. Ich mußte jedoch bald feststellen, dass die edle Italienerin eine ganze Ecke langsamer war als meine alte Norton. Aber es kam ja der Winter und da wurde dann mächtig geschraubt. Ich hatte nämlich von einem Ducatisti erfahren, dass es in Bologna den Giorgio Nepoti und den Rino Caracchi gab, besser bekannt unter dem Namen NCR. Bei den Beiden kaufte ich die verschiedensten Teile ein, gute Ratschläge wurden mir ebenfalls mit auf den Weg gegeben. Danach wurde getunt auf „Teufel komm raus“, die Ducati dankte es und lief dann wirklich sensationell gut.


Im Frühjahr 1981 sah ich dann zum erstenmal bei einem 500er-Lauf in Imola im Rahmen der italienischen Meisterschaft eine TT2 mit 500 cc, das Motorrad gefiel mir auf Anhieb sehr gut. Als ich dann einige Zeit später am Nürburgring mit meiner Königswellen-Ducati ein paar Runden drehte, lernte ich den Dieter Rechtenbach kennen. Zu dieser Zeit war Dieter richtig angefressen, denn er hatte damals das Glück und konnte eine von Willi Willems nach Deutschland importierte Production-TT2 testen, und die Ducati ging ihm nicht mehr aus dem Kopf! Nachdem er wußte, dass ich einige gute Kontakte nach Italien hatte, schmiedeten wir den gemeinsamen Plan, eine eigene TT2 auf die Beine zu stellen, das war 1982. Ich rief den Schweizer Werner Maltry in Italien an, den ich ja bereits von meinen Italien-Reisen her kannte, und sagte ihm, dass wir TT2-Fahrwerke bräuchten. Maltry machte das Unmögliche möglich und bereits drei Monate später waren die ersten TT-Rahmen fertig. Gebaut wurden die Rahmen in der Gegend von Pesaro in Italien. Vorlage war dabei ein Werks-TT2-Rahmen von Verlicchi mit schräg gestelltem Zentralfederbein (Cantilever). Nachdem ich die ersten gefertigten Exemplare zur Ansicht bekam mußte ich feststellen, dass die Rahmen nicht 100 %-ig in der Spur liefen. Die bereits falsch produzierten Rahmen wurden dann auf die richtigen Maße abgeändert und konnten anschließend problemlos verbaut werden.

In der Zwischenzeit gesellten sich Margret Lingen und Rainer Vossen zu uns, und nicht zu vergessen Dieter Pasch, ein Freund von Dieter der auch ein guter Schrauber war. Diese Truppe war dann für die Kunststoffteile zuständig. Es wurde polyestert wie die Weltmeister, und anfangs wurde sehr viel Abfall produziert, um nicht zu sagen Berge von Polyester-Schrott. Aber Dieter und seine Truppe haben nicht aufgegeben, bis die erforderlichen Teile endlich montagefertig zur Verfügung standen. Zu dieser Zeit wurde ich von Dieter und Rainer schon vollends mit Motoren eingedeckt, die ich ordentlich zum Laufen bringen sollte. So machte ich mich voller Elan über das Tuning von Pantah-Motoren her. Für den Motor von Margret Lingen war zu Anfang Ducati Drewitz zuständig.

So standen im Frühjahr 1983 letztendlich vier fahrfertige TTs für den Einsatz in der 500-Viertakt-Klasse zur Verfügung. Diese 500 cc-Renner hatten damals Zubehörteile vom allerfeinsten, sie waren wunderschön und auch schnell, wie man später sehen konnte. So wurde das Trend-Möbel-Team geboren. Rainer Vossen hat dann auch die Junioren-Pokal-Meisterschaft in der 500-Viertakt-Klasse mit der von uns aufgebauten TT2 auf Anhieb gewonnen, ich denke Dieter Rechtenbach belegt am Ende den dritten Platz. Die TT2 wurden von Margret, Rainer und Dieter bei nationalen und internationalen Rennen eingesetzt, meistens in Begleitung von Dieter Pasch und mir. Wir waren damals als doch kleines und junges Team sehr erfolgreich mit unseren TTs. Im gleichen Jahr nahm ich auch zusammen mit Dieter Rechtenbach am Ulster GP in Nordirland teil, Dieter belegte dabei den 4. Platz. Bei diesem Rennen konnte ich Pat Slinn und Tony Rutter als gute Freunde kennen lernen. Sie besuchten mich sogar einmal bei meinem damaligen Zuhause in Anselfingen, Fahrten zum Ducati-Werk wurden ebenfalls gemeinsam unternommen. Nachdem Tony Rutter 1985 in Spanien so schwer gestürzt war und seine internationale Rennkarriere als vierfacher TT F2-Weltmeister endete, brach der Kontakt mit der Zeit ab.

1984 baute ich eine fünfte TT mit Maltry-Rahmen auf, sie hatte 600 cc und der jetzige Eigentümer ist Josef Hölzl. Später wurde von mir ein Königswellen-Motor von Ducati in ein TT-Fahrwerk eingebaut, das Motorrad wurde danach bei verschiedenen Rennveranstaltungen eingesetzt, so z.B. beim Ducati-Treffen 1985 auf dem Salzburgring.
Im gleichen Jahr nahm ich auch mit Rainer Vossen bei den TT-Races auf der Isle of Man teil. Rainer ging in den Klassen der Formel 1 und der Formel 2 an den Start. Mit Dieter Rechtenbach nahm ich 1984 auch an einem BoT-Lauf in Assen teil, er konnte dabei den hervorragenden zweiten Platz hinter Tony Rutter belegen. Das war wiederholt ein Beweis dafür, wie gut unsere Motorräder liefen.
Im folgenden Jahr 1985 hatten sich Dieter, Rainer und Margret mit dem Zubehörhändler Hein Gericke zusammengetan und es wurden Rennen in der deutschen Superbike-Klasse bestritten. Bei Dieter Rechtenbach wurde damals auch eine Bimota db1 für die Rennstrecke aufgebaut. Ich nahm in jenem Jahr dann selbst mit meiner TT an verschiedenen nationalen Rennen teil.

Für die Saison 1986 hatte ich ursprünglich einen Einsatz mit Otto Felske in der deutschen BoT–Klasse geplant, ein Unfall von ihm am Nürburgring verhinderte jedoch dieses Vorhaben. Ich habe mich dann mit Jochen Kuhnle zusammen getan, der ja die BoT ins Leben gerufen hat. Zwischen den Jahren 1987 bis 1990 wurde der Hubraum meiner TT2 erst auf 704 cc vergrößert, später sollten es dann 750 und 820 cc sein. Meine Ducati war auch in den letzten Jahren noch immer sehr schlagkräftig, denn Jochen war mit ihr immer im Vorderfeld zu finden. Es wurden auch verschiedene Ducati-Clubrennen bestritten. Nachdem sich Otto Felske wieder von seinem schweren Unfall am Nürburgring erholt hatte, gab auch er wieder richtig Gas und brachte die TT, wenn er nicht gerade im Kies landete, immer unter die ersten drei Plätze ins Ziel. Anfangs konnte sich Otto als einziger TT-Fahrer unter den Vierventil-Ducatis noch immer behaupten, es wurde jedoch immer schwerer für ihn und die Konkurrenz war bald erdrückend. Also bauten auch wir 1990 einen Vierventiler mit 888 cc Hubraum auf, der dann auch sehr schnell war, aber das ist eine ganz andere Geschichte...

Seit 1990 wartet die TT nun auf einen neuen Einsatz, 2005 werde ich ihrem Drängen voraussichtlich nachgeben. Die Vorbereitungen für eine Teilnahme in der Classic-Szene laufen bereits.
Heute wohne ich zusammen mit meiner Frau in Gebenbach, in der Nähe von Amberg. Teile meines Kellers habe ich mittlerweile zu einer hervorragend ausgestatteten Werkstatt umfunktioniert, ich bin somit in der Lage alle nur erdenklichen Reparatur-, Umbau- und Tuningarbeiten an den Motorrädern selbst vorzunehmen.
Um fahrerisch in Übung zu bleiben, setze ich derzeit eine 350er Aermacchi und eine Ducati Einzylinder bei den verschiedensten Veteranenrennen ein, was natürlich auch jede Menge Spaß macht..."

Dezember 2004

Werner Kaiser

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