Profil Ing. Dr. Fabio Taglioni
Ing. Dr. Fabio Taglioni
geboren am 10. September 1920 |
Fabio Taglioni wurde am 10.
September 1920 in Lugo di Romagna/Italien geboren. Sein
Vater war Betreiber einer Werkstatt und so bekam der kleine Fabio bereits im
Kindesalter Einblicke in die Welt der Motoren.
Nach seinem Studium an der Universität in Bologna und der Teilnahme am 2.
Weltkrieg arbeitete er als Motorradkonstrukteur bei den Firmen Ceccato und
Mondial. Im Jahre 1954 wechselte er dann zu Ducati Meccanica in Bologna. Dort
stellt er bereits innerhalb von 6 Monaten mit der 100 ccm großen Gran Sport
Marianna die erste richtige Rennmaschine von Ducati auf die Beine, und sie war
auf Anhieb sehr erfolgreich. Zu jener Zeit wurde von Taglioni auch der erste
Motorradmotor mit desmodromischer Ventilführung konstruiert, welcher den
Grundstein für alle späteren Erfolge im Rennsport legen sollte.
Nach zahlreichen Einzylindern, viele davon mit dem berühmten Königswellen-Antrieb
ausgestattet, konstruierte Taglioni 1963 die Apollo mit 1.260 ccm Hubraum und
einem Vierzylindermotor in V-Form. Sie sollte in den U.S.A. als Polizeimotorrad
den großen Harley Davidson Konkurrenz bieten. Obwohl sie letztendlich nicht in
Serienproduktion ging, schuf diese Maschine mit ihrer ungewöhnlichen
Zylinderanordnung die Grundlage zur Entwicklung eines zweizylindrigen V-Motors
mit einem in Fahrtrichtung stehenden und liegenden Zylinder. Diese
Zylinder-Anordnung im 90°-Winkel mit Desmo-Steuerung brachte Taglioni den Ruf
eines genialen Konstrukteurs ein und wurde in der Folgezeit typisch für Motorräder
aus dem Hause Ducati.
Zu jener Zeit bekam Taglioni auch den Spitznamen „Dr. T“. Zu verdanken ist
dies dem damaligen amerikanischen Importeur Berliner, der immer Schwierigkeiten
hatte, den Namen Taglionis richtig auszusprechen.
Anfang der siebziger Jahre baute Ducati dann den ersten Serien-V2 mit Königswellen-Antrieb,
die 750 GT. Bereits am 23. April 1972 stellte diese Maschine ihre Fähigkeiten
unter Beweis, indem mit einer Rennversion die beiden ersten Plätze bei den
„200 Meilen von Imola“ belegt werden konnten. Als Fahrer waren Paul Smart
und Bruno Spaggiari erfolgreich. Die Basis für spätere Modelle wie die Sport
und Supersport, als auch eine Hubraumerweiterung auf knapp 900 ccm und später
1.000 ccm war geschafften.
Ein weiterer großer und weltweit beachteter Erfolg auf einer Königswellen-Ducati
war der glorreiche Sieg von Mike Hailwood 1978 während der Tourist Trophy auf
der Isle of Man. Hailwood konnte bei seinem Comeback nach mehreren Jahren im
Automobil-Rennsport sensationell den Lauf zur TT Formel 1 Weltmeisterschaft
gewinnen.
Die letzte Entwicklung von Taglioni, was auch die Ablösung der Königswellen-Modelle
darstellte, war die 1977 vorgestellte Baureihe der Pantah-Motoren. Sie zeichnete
sich besonders durch einen geräusch- und wartungsärmeren, aber auch weniger
aufwändigen Antrieb der Ventilsteuerung mittels Zahnriemen anstatt einer Königwelle
aus. Als erstes Modell ging 1979 die 500 SL Pantah vom Band, der im Straßenbetrieb
bald größere und verbesserte Versionen folgten.
Dieser neue Motor wurde von Ducati dann auch zum Anlass genommen, sich nach längerer
Unterbrechung wieder aktiv als Werksteam im Rennsport zu beteiligen, anfänglich
jedoch nur in der italienischen Meisterschaft. Für die 1981er Saison wurde von
Taglioni sogar ein eigener Rahmen gezeichnet, die TT-Ducatis waren geboren. Mit
den TT2-, TT1- und F1-Rennern wurden in den Folgejahren auf dem ganzen Globus
zahlreiche Siege und Meisterschaften eingefahren.
Das Pantah-Triebwerk mit zwei Ventilen pro Zylinder wurde bis zum Hubraum von
750 ccm weiterentwickelt und noch bis 1997 in der 750 Supersport verbaut.
Taglioni verließ bereits 1986 offiziell aus Altersgründen Ducati. Auch danach
blieb er der Firma als viel beachteter und hoch angesehener Berater treu, er war
nun bereits zur Legende geworden. Nun konnte er sich aber auch intensiv seinen
Hobbys widmen, der Orchideenzucht und der Malerei. Am 18. Juli 2001 verstarb
Fabio Taglioni zu Hause in Bologna an Herzversagen. Er hinterließ seine Ehefrau
Norina und seine Tochter Piera. Mit seinem Tode verlor die Welt einen der
genialsten Motorradkonstrukteure. Die Marke Ducati wäre ohne ihn nicht das
geworden, was sie heute ist.
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