Der 4. Lauf zur
Endurance-Weltmeisterschaft 1984 fand am 2.
September statt.
Auszug aus dem Bericht von Alois
Tost in "PS 10/1984"
...Gürtelreifen für die
Langstrecke:
Mit einem Gewaltakt, fünf Runden vor dem Ende des Trainings, verwies
Peter Rubatto die Ducati-Werksmannschaft mit Walter Villa/Walter Cussigh
sowie Henk van der Mark/Dirk Brand auf der Bakker-Suzuki auf die
Startplätze fünf und sechs.
Die Ducati besticht durch ihr filigranes, überschaubares Konzept:
leichter, steifer Gitterrohrrahmen, einfache Mono-Lever-Federung, dazu
der charakteristische V-Motor. Den Gegensatz dazu bildet die
Bakker-Suzuki des Roadrunner-Teams. Ein aufwendiger, mehrfach
verstellbarer Alu-Rohrrahmen, Anti-Dive, Full-Floater-Federung,
Schnellwechsel-Ventile für die Bremsanlage (die Bremszangen werden beim
Vorderradwechsel einfach mit getauscht) und natürlich der
obligatorische Vierzylinder-Motor.
Eines verbindet sie dennoch: Sie sind die ersten Endurance-Racer, die
auf den neuen Michelin-Slicks in Radial-Gürtelbauweise rollen, vorne 16
und hinten 17 Zoll groß. Beide Teams sind von den Fahreigenschaften
hellauf begeistert, müssen aber etwas häufiger Reifen wechseln, da
mangels spezieller Endurance-Reifen mit GP-Reifen gefahren wird.
Auf dem Nürburgring war der Radwechsel aber kein Problem, da keine
Schnelltankanlagen zugelassen waren und somit der Hinterradwechsel im
Tankstop (Ducati 19 Sekunden) unterging. Die Tankanlage in der
Boxengasse sorgte zwar für gleiche Chancen bei allen Teams, nahm aber
den Boxenstops viel von ihrer sportlichen Dramatik...
...Den besten Start erwischten
Sarron, Coudray und Dähne, den schlechtesten Helmut Knatz: "Ich
bin auf die Maschine gesprungen und habe dabei einen Gang reingetreten.
Bevor ich in dem Gewühle merkte, warum die Ducati nicht ansprang, war
die Batterie so geschwächt, dass ich anschieben musste."
Total erschöpft setzte sich Helmut erst in Bewegung, als das Feld schon
aus der ersten Runde zurückkam. Die schnellste deutsche Zweizylinder,
obwohl nur mit 600 cc ausgestattet, beendete das 8 Stunden-Rennen
schließlich exakt eine Runde hinter dem Zehntplazierten auf Rang 12.
Stimmung kam unter den deutschen Zuschauern auf, als sich die beherzt
gefahrene "Serien-Kawa", die sich gleich beim Start an das
Hinterrad von Helmut Dähne geheftet hatte, als die von Hartmut Müller
entpuppte. Diesen Platz konnte der begeisternd kämpfende Hartmut bis
zur 13. Runde halten, dann siegte wohl die Vernunft über sein
Sportlerherz. Ein verpatzter Hinterradwechsel und ein gerissener
Kupplungszug kostete später den 7. Platz.
Für nicht weniger Stimmung in der Spitzengruppe sorgte Walter Villa auf
der Ducati. Der vierfache Weltmeister, der mittlerweile unübersehbare
Reserven für schlechte Zeiten angelegt hatte, zeigte, dass die Ducati
endlich das Laufen gelernt hat. In gekonnter Manier ging der Routinier
an Helmut Dähne vorbei, um dann sogar De Radigues auf der Epson-Suzuki
ab und zu beim Bremsen das Vorderrad zu zeigen.
Nicht ganz so glücklich operierten die WM-Dritten Granier/Guichon auf
der französischen, aber dennoch werkbetreuten Ducati. Ab der fünften
Runde wurde verzweifelt ein Zündungsdefekt gesucht, der sich nach
vielen Stops und Zündbox-, Zündspulen- und Tankwechseln als
verstopfter Benzinfilter im Vergaser herausstellte. Weitere zwei
Boxenstops, bei denen man sich mit einem defekten Lenkerstummel plagt,
spielten dann schon keine entscheidende Rolle mehr. Vom 40. Platz mit 20
Runden Rückstand fährt man nicht mehr in die Punkteränge.
Walter Villa, der im Training sein ganzes Fahrkönnen einsetzen musste,
um mit sieben hundertstel Sekunden Vorsprung den fünften Startplatz
gegen das holländische Roadrunner-Team zu verteidigen, spürte ab der
20. Runde den heißen Atem des schlecht gestarteten Dirk Brand in seinem
Nacken....
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