TT-Rennen in Barcelona (E) 1985

Diese Veranstaltung mit Läufen zu den Klassen der Formel 1 und Formel 2 im Rahmen Weltmeisterschaft der Tourist Trophy  fand von 5. bis 7. Juli 1985 im spanischen Barcelona/Montjuich Park statt.

Pat Slinn, ehemaliger Weggefährte und Schrauber von Tony Rutter, erzählt seine damaligen Erlebnisse:
„Die Rennen zur Formel 1 und Formel 2 in Vila Real/Portugal waren eine Woche vor den Läufen in Spanien im Montjuich Park in Barcelona. Dieter Rechtenbach nahm mit seiner Maltry-TT, mit dem Sponsor Hein Gericke, daran auch teil. Das Wetter war sehr heiß und wir alle mussten in Zelten oder im Freien arbeiten. Ich erinnere mich daran, dass es bei Dieter bereits im Training nicht gut lief, er hatte Probleme mit seinem Motorrad. Eine wichtige Sache die Dieter damals noch nicht wusste war, dass Guiliano Pedretti für das Ducati-Werk Dieters Fahrt besonders gut beobachtete. Ich hatte im Vorfeld Franco Farnè, damals Leiter der Entwicklungs- und Rennabteilung bei Ducati in Bologna, mitgeteilt, dass Dieter ein guter und kompetenter Fahrer ist und sie in Zukunft ihre Augen auf ihn richten sollten. Giuliano fuhr nach Vila Real um mir Tonys Einsatz-Maschine und einige Ersatzteile zu bringen, dabei habe ich Dieter Guiliano vorgestellt. Ducati war auf der Suche nach einem Fahrer, der im gleichen Jahr eine Werks-Maschine beim 8-Stunden-Rennen am Nürburgring bewegen sollte, wobei Dieter später auch zum Zuge kam.
Dieter hatte kein gutes Rennen in Vila Real und er trug sich schon mit dem Gedanken, nicht nach Barcelona zu fahren, sondern gleich die Heimreise nach Deutschland anzutreten. Dieter Pasch kam zu mir und erzählte von Dieters Vorhaben. Er bat mich darum mit Dieter zu sprechen und ihn zu überreden, doch noch nach Spanien zu fahren. Daraufhin sprach ich mit Dieter, ich wusste jedoch nicht was er tun würde. Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass er vom Ducati-Werk beobachtet wird und dass Franco Farnè eigens nach Barcelona kommen wird nur um ihn zu sehen! Franco hat mich darum gebeten, Dieter nichts von der Sache zu erzählen…!
Tony und ich fuhren später nach Barcelona und wir beschlossen auf einem Campingplatz gleich am Meer unser Zelt aufzuschlagen. Dort trafen wir Dieters Mannschaft wieder und wir stellten unsere Zelte nebeneinander auf. Am Abend hatten wir ein gemeinsames Grillfest und ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir deren Barbecue besser schmeckte als mein eigenes. In den folgenden Tagen verbrachten wir eine schöne Zeit am Strand und wir verwöhnten uns mit Schwimmen, Essen und Trinken. Damals habe ich viel Zeit mit Dieter verbracht und ihn dadurch auch besser kennen gelernt.
Während der Trainings- und Renntage im Montjuich Park habe ich Dieter und Barbara selten gesehen, da ich sehr mit Tonys Motoren beschäftigt war. Ich musste seinen Formel 1-Motor komplett neu aufbauen, da im Getriebe ein Zahn abgebrochen war. Für das Rennen in der Formel 2-Klasse wurde speziell von Ducati eine Rennmaschine geliefert und Tony empfand diese Maschine als „furchterregend“. Er teilte Farnè und Pedretti mit, was er über diese Maschine dachte, und beide versichertem ihm die Mängel vor dem Rennen zu beheben. Das große Problem an diesem Wochenende war, dass Ducati bereits zwei Maschinen bei einem 24-Stunden-Rennen im Einsatz hatten und sie dadurch keine Zeit erübrigen konnten um an der Formel 2-Maschine zu arbeiten. Unglaublich, aber für das erste Training zur Formel 2 konnten wir das Motorrad nicht finden. Die Ducati-Mannschaft war zum Essen mit Leuten vom spanischen Mototrans-Werk verabredet und hatten dabei ganz das Formel 2-Training vergessen. Vor dem nächsten Training wurde von den Mechanikern an der Maschine keinerlei Veränderung vorgenommen und Tony wurde einfach gesagt, dass an der Maschine alles in Ordnung sei. Zu dieser Zeit gab es keine Möglichkeit mehr die Maschine zu testen und Tony wurde mit der Werksmaschine alleine gelassen. Das Fahrwerk war schlecht und die Vergaserabstimmung passte nicht. An diesem Abend war ich nach all diesen Problemen sehr froh um die Nachbarschaft von Dieter und seiner Frau, sie luden mich zum Essen ein und so konnte ich den Ärger besser verdauen.
Das Formel 2-Rennen war eine reine Katastrophe! Für das Formel 1-Rennen entschied sich Tony für die von mir aufgebaute 750 F1. Ich denke, dass Tony nach 6 oder 7 Runden vierter war, dann passierte der Unfall. Ab diesem Zeitpunkt verlor ich keinen Gedanken mehr an das Rennen, ich versuchte nur noch herauszufinden, was passiert war. Ich fuhr ins Krankenhaus und verbrachte die Zeit bis zum Abend im Krankenhaus. Während meines Krankenhausaufenthalts sah ich im Fernsehen, das Dieter den 2. Platz hinter Joey Dunlop belegen konnte. Später erfuhr ich, dass Tony immer noch operiert wurde und mir wurde gesagt, dass ich doch später wieder vorbei schauen sollte. Ich fuhr zurück zum Campingplatz, dort sah ich Dieter und ich gratulierte ihm zu seinem 2. Platz. Seine Mannschaft hatte gerade eine kleine Siegesfeier organisiert, an der ich für 15 Minuten teilnahm. Sie waren alle so froh und glücklich über das Resultat und hatten eine schöne Zeit, so dass ich sie nicht einfach verlassen wollte, aber ich musste. Ich verbrachte anschließend die ganze Nacht im Krankenhaus und fuhr erst am nächsten Morgen wieder zurück zum Campingplatz. Dort verabschiedete ich mich von Dieter und Barbara. Sie waren immer noch in Siegesstimmung und Dieter war nicht in der Lage zu fahren. Ich muss sagen, dass wir damals ein wirklich sehr gutes Verhältnis miteinander hatten. Es dauerte einige Jahre, bis ich den beiden wieder begegnete.“

Tony Rutter wurde bei diesem Lauf zur TT Formel 1-Weltmeisterschft in einen Massenunfall verwickelt, bei dem sieben Motorräder beteiligt waren. Dabei brach er sich das Genick an zwei Stellen. Er hatte Herzversagen und musste von den Ärzten an der Unfallstelle wiederbelebt werden, und er überlebte letztendlich schwerverletzt. Obwohl er die Saison nicht beendete, wurde er noch zweiter in der 1985er TT Formel 2-Weltmeisterschaft. Bis zum heutigen Tag ist er der einzige Ducati-Fahrer der vier aufeinander folgende Weltmeisterschaften gewinnen konnte.

 

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In Vila Real in Portugal eine Woche zuvor ging Dieter ebenfalls an den Start, das Ergebnis war enttäuschend. Der Mann links ist Barry Symonds, Teammanager bei Honda. Daneben Dieters spätere Frau Bärbel mit ihrem Bruder Thomas. Die Nr. 26 ist Andy McGladdery. Der Bus von Dieter Rechtenbach im Hafen von Barcelona Dieter Rechtenbach mit seinem Freund und Mechaniker Dieter Pasch beim entspannten Fischen im Hafenbereich Eine Aufnahme vom Montjuich Park in Barcelona, hinter den kreisförmigen Brunnen ist ein Teil der Boxen zu sehen Dieters Eintrittskarte
rechtenbach_049.jpg (45827 Byte) rechtenbach_050.jpg (38595 Byte) rechtenbach_045.jpg (35114 Byte) rechtenbach_047.jpg (46168 Byte) rechtenbach_048.jpg (38135 Byte)
Dieter bereitet sich auf den nächsten Einsatz vor Das Wetter war damals sehr heiß, die Zunahme von Flüssigkeit war daher sehr wichtig Die Zelte wurden in Strandnähe aufgeschlagen Tony Rutter und Pat Slinn hatten ihr Zelt direkt nebenan. Vorne rechts sitzt Tony, hinten links Dieter Pasch. Gegrillt wurde hier  gemeinsam, Dieter war der Koch. Pat Slinn, als zweiter von links auf der Liege, gönnt sich gerade ein kühles Getränk.
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Tony Rutter bei der Startaufstellung zum F1-Lauf, bei dem er so schwer verunglückte. Pat steht auf der linken Seite neben Tony.
Foto PS
Dieter Rechtenbach in Startposition zum Lauf in der Formel 1-Klasse Gespanntes Warten auf die Freigabe Das Wichtigste nach dem Rennen: Den Durst löschen! Dieter in Gedanken vor der Siegerehrung. An diesem Tag hat er mit dem zweiten Platz in einem Lauf zur TT F1-Weltmeisterschaft das beste Ergebnis seiner Rennfahrer-Karriere erzielt.
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Der Sieger Joey Dunlop, vielfacher TT-Sieger auf der Isle of Man, gratuliert Dieter zum zweiten Platz Freudestrahlend auf dem Siegerpodest. Diese gute Platzierung mit einer Nicht-Werksmaschine war redlich verdient. Es war auch das beste Ergebnis, das von den drei Freunden Dieter, Rainer Vossen und Margret Lingen mit ihren Maltry-TTs in jenem Jahr bei Gericke erzielt werden konnte. Die Frau von Dieter Pasch neben Bärbel Moosbach-Rechtenbach, damals noch Dieters Freundin. Bärbel ist ebenfalls ein ausgesprochener Motorrad-Fan, sie hat die ganzen Jahre Dieters Leidenschaft zur Rennfahrerei unterstützt.
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Eine Aufnahme daheim in Deutschland für den Gericke-Katalog. Das Vertragsverhältnis mit Gericke wurde am Jahresende beendet.

Alle Fotos DR

Ergebnisse in der Formel 1:

Platz Fahrer Motorrad Gesamtzeit Durchschnittl. Geschwindigkeit
1. Joey Dunlop (IRL) Werks-Honda 1 h 18 m 53 s 126,82 km/h
2. Dieter Rechtenbach (D) Gericke-Cagiva 750 1 h 19 m 36 s 125,69 km/h
3. Kees van der Endt (NL) Kawasaki 1 h 19 m 48 s 125,36 km/h
4. Holger Krause (D) Yamaha 1 h 19 m 55 s  
14. Franz Kaserer (A) Ducati 1 h 20 m 18 s  

Ergebnisse in der Formel 2:

Platz Fahrer Motorrad Gesamtzeit Durchschnittl. Geschwindigkeit
1. Brian Reid (GB) Yamaha 1 h 03 m 56 s 126,68 km/h
2. John Weeden (GB) Yamaha 1 h 03 m 59 s  
3. Tony Rutter (GB) Werks-Ducati 600 1 h 04 m 10 s  
4. Walter Hoffmann (D) Yamaha 1 h 04 m 18 s  
6. Andy Mc Gladdery (GB) Ducati 600 1 h 05 m 44 s  
8. Frank Willems (D) Ducati 600 1 h 04 m 11 s  
9. Marc Granier (F) Ducati 600 1 h 04 m 35 s  

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